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Nutzer von: 05.03.2015
8 Beiträge
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Lieber Norbert,
vor Weihnachten habe ich den Kindern deine Geschichte von den „verliebten Vokalen“ erzählt, damit sie die Diphthonge direkt als verbundene Buchstaben schreiben. Vor einigen Wochen habe ich dann auch die Verbildungen zum „qu“, „er“ und „ch“ ergänzt. Deine Geschichte zum „sch“ fanden die Kinder ganz einleuchtend. So weit so gut.
Daryna, ein Mädchen aus der Ukraine – spricht übrigens ein tolles Deutsch – fragte mich nun gestern: „Warum schreiben wir ‚sch‘?“ Die Frage habe ich zunächst gar nicht richtig verstanden. Daryna nahm einen Zettel und schrieb drei Buchstaben auf: „Bei uns schreibt man …“ der erste Buchstabe sieht aus wie ein „X“ mit einem senkrechten Strich, der zweite wie ein „W“ und der dritte wie ein „u“. Und jedes Mal sprach sie ein [sch], aber irgendwie anders, so wie ich es gar nicht nachmachen kann.
Es hat dann noch eine ganze Weile gedauert, bis ich verstanden habe, was Daryna wissen wollte: Warum schreiben wir für den Laut <sch> drei Buchstaben? In der Ukraine gibt es verschiedene Sch-Laute, für die aber immer nur einen Buchstabe geschrieben wird.
Nun war ich mit meinem Latein (sprich: Deutsch) am Ende. Warum also schreiben wir für den Sch-Laut drei Buchstaben? Frag doch einmal Graf Ortho.
Viele Grüße
Martin
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Nutzer von: 05.11.2001
950 Beiträge
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Lieber Martin,
einfach toll! Woher kennt Daryna die kyrillischen Buchstaben? Du hast doch jetzt eine erste Klasse. Daryna ist bestimmt eine Bereicherung für deine Klasse.
Auf der Internetseite zum Buchstaben S findest du schon einmal vorab den Zusammenhang zwischen dem lateinischen Buchstaben „S“ und dem kyrillischen Buchstaben für den Laut [ʃ].
Ich bin gespannt, was Graf Ortho und seine Prinzipienwächter zur Buchstabenfolge „sch“ herausfinden.
Vielen Dank und herzliche Grüße an Daryna
Norbert
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Nutzer von: 05.03.2015
8 Beiträge
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Lieber Norbert,
Woher kennt Daryna die Buchstaben aus der Ukraine? Ganz einfach: Das ist eine win-win-Geschichte, die mir ihre Mutter erzählt hat. Daryna zeigt der Mutter die deutschen Buchstaben und die Mutter im Gegenzug die ukrainischen.
Viele Grüße
Martin
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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Lieber Martin,
dass Herr Schön die Buchstabenfolge „sch“ ganz toll finden würde, nun ja.
Dass Frau Kurz diese Buchstabenfolge überflüssig finden würde, das war zu erwarten.
Dass Herr Alt sich dieses Mal sehr kurz gehalten hat, das war eher ungewöhnlich.
Dass meine anderen Kollegen und Kolleginnen sich nur sprachlos angeschaut haben, hat mich sehr überrascht.
Liebe Daryna,
es ist doch immer wieder erstaunlich, wie manche Dinge für uns ganz selbstverständlich sind. Meine Prinzipienwächter haben noch nie über die Buchstabenfolge „sch“ nachgedacht. Sie waren in gewisser Weise sprachlos.
Hier kannst du den ersten Teil ihrer Diskussion nachlesen. Herr Alt und Herr Wort wälzen noch ihre Bücher und werden bestimmt bald eine Antwort auf deine Frage finden.
Viele Grüße
Graf Ortho
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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„Heureka! Wir haben es gefunden!“, rief Herr Alt, als er freudestrahlend soeben mit Herrn Wort aus seiner Studierstube kam.
„Das war gar nicht so schwierig.“
Was Christoph und Christa mit der Lösung zu tun haben, das findet ihr hier.
Viele Grüße
Graf Ortho
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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Nutzer von: 05.03.2015
8 Beiträge
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Lieber Graf Ortho,
vielen Dank für die Erklärung zu den Buchstaben „sch“.
Ich habe deine Erklärungen heute den Kindern in der Klasse vorgelesen. Die Ausführungen von Herrn Alt habe ich etwas vereinfacht. Die sind für Kinder in der ersten und zweiten Klasse doch etwas zu komplex.
Daryna war ganz schön stolz, als die Kinder anschließend alle geklatscht haben. Ich glaube, sie wird jetzt noch aufmerksamer die deutsche Schrift betrachten und fleißig mit der Mutter die ukrainische Schrift üben.
Ganz lieben Dank
Martin
PS. Die Wörterliste zum Modellwortschatz finde ich ganz interessant. Einige Wörter habe ich im Englischen mit sh gefunden. Gibt es hier einen Zusammenhang? Ich will die Kinder nicht auf eine falsche Fährte locken.
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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Lieber Martin,
die kurze Antwort von Frau Fremd ist „jein“.
Klar ist: Wörter, die im Englischen mit „sh“ geschrieben werden, werden mit [ʃ] gesprochen. Beispiele: Schiff – ship, Fisch – fish, Schaf – sheep.
Umgekehrt gilt: Wörter, die im Deutschen mit „sh“ geschrieben werden, haben wir aus dem Englischen geliehen. Sie werden wie im Englischen mit [ʃ] gesprochen. Beispiele: Sheriff, Short, Show.
In ganz wenigen Wörtern wird im Englischen „sch“ geschrieben. Im Modellwortschatz kommt nur das Wort „school“ = Schule vor. Hier wird im Englischen [s]+[k] gesprochen, so wie im althochdeutschen „scuola“, wie italienisch „scuola“, abgeleitet von lateinisch „scholae“.
Frau Fremd wird dir einmal eine Auswertung der Wörter aus dem Modellwortschatz zuschicken.
Viele Grüße
Graf Ortho
PS. Du hast Frau Fremd auf eine neue Idee gebracht. Sie schaut sich einmal die „sch-Wörter“ in den anderen Sprachen an. Ich glaube, dass es hier noch einiges zu entdecken gibt.
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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Lieber Martin,
hier die Wörterliste zu den englischen Wörtern.
Im Modellwortschatz hat Frau Fremd
11 Wörter, die im Deutschen mit „sch“ und im Englischen mit „sh“ geschrieben werden (MWS-Nr. 106, 112, 115, 119, 138, 161, 334, 367, 407, 488, 614),
5 Wörter, die im Deutschen und Englischen mit „sh“ geschrieben werden (MWS-Nr. 812, 813, 814, 815, 816) und
14 Wörter, die sprachlich nicht mit den englischen Wörtern, die mit „sh“ geschrieben werden, übereinstimmen (MWS-Nr. 19, 81, 89, 233, 249, 276, 391, 395, 415, 428, 506, 588, 684, 817)
gefunden. Umgekehrt gibt es 67 deutsche Wörter im Modellwortschatz, die keine Entsprechung mit „sh“ im Englischen haben.
Viele Grüße
Graf Ortho
PS. Frau Laut arbeitet noch an Wörterlisten zu anderen Fremdsprachen. Der Laut [ʃ] hat nicht nur in der deutschen Schrift eine bemerkenswerte Entwicklung genommen.
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Nutzer von: 05.11.2001
950 Beiträge
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Lieber Martin,
die mit deiner Frage nach den englischen Wörtern verbundene Formulierung „Ich will die Kinder nicht auf eine falsche Fährte locken.“ finde ich sehr bemerkenswert und diskussionswürdig.
Schon seit langem gefallen mir die Begriffe „Aufgaben für Spürnasen“ und „Forscheraufgaben“ nicht. Im Begriff „Aufgabe“ wird der Lehrer bzw. die Lehrerin zum Akteur. Er bzw. sie stellt eine „Aufgabe“ und die Schüler(innen) sollen dann diese „Aufgabe“ lösen.
Die Fragen der Kinder an Graf Ortho hier im Forum zeigen, dass das Lernen auch genau umgekehrt initiiert wird oder zumindest werden kann.
Es ist doch so: Kinder, die eine Ordnung im Kopf haben (in diesem Fall die Ordnung der Rechtschreibung) merken Verstöße gegen diese Ordnung. Bei Daryna war es die Erfahrung: Ein Laut – ein Buchstabe. Warum also ein Laut mit drei Buchstaben?
Du, lieber Martin, beschreibst sehr schön, was einen guten Unterricht u. a. ausmacht. Wir sollten die Kinder „locken“, ihre Neugier wecken, sie ermutigen, Fragen zu stellen.
„Aufgaben“, ob für Spürnasen oder als bunte Arbeitsblätter verpackt, sind für diesen kreativen Prozess nicht hilfreich.
Am besten ist es, wenn die Kinder gelockt werden, selbst nach Antworten auf ihre eigenen Fragen zu suchen. Wir können Ihnen zeigen, wo und wie sie Antworten finden. Die Infos von Graf Ortho und die Wörterlisten sind für Lehrer(innen) gedacht, damit sie „Kinder auf die richtige Fährte locken“ können – wie du, lieber Martin – ganz treffend beschreibst.
Vielen Dank für deinen Denkanstoß
Norbert
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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Liebe Lehrer(innen) aus der Grenzregion zu den Niederlanden,
das wird Sie interessieren, was Frau Fremd herausgefunden hat.
Die niederländische Sprache ist eng verwandt mit der (nieder)deutschen Sprache. Es ist also keine Überraschung, dass viele niederländische Wörter eine gemeinsame Geschichte mit unseren deutschen Wörtern haben. Die altdeutschen Wörter haben sich im Niederländischen häufig anders entwickelt. Daher sprechen und schreiben die Niederländer ja auch anders als wir.
Interessant ist, wie sich die altdeutschen sk-/sc-Wörter im Niederländischen entwickelt haben. Einige werden mit „sch“ geschrieben, andere nur mit „s“ und wieder andere mit „sl“, „sm“ oder „sn“.
Aber im Niederländischen waren diese Entwicklungen nicht zufällig sondern folgen einem „sinnvollen“ Muster. Hier könnt ihr nachlesen, welche Regelhaftigkeiten Frau Fremd herausgefunden hat. Jahrhunderte alte Gemeinsamkeiten und spannende Unterschiede. Es ist halt so, wie wir es in einer (europäischen) Sprachenfamilie erwarten.
Herzliche Grüße
Graf Ortho
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Nutzer von: 05.12.2001
357 Beiträge
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Gestern haben Frau Fremd und Herr Alt die sch-Wörterliste für die nordischen Sprachen fertig gestellt.
Das finde ich schon sehr interessant. Im südlichen germanischen Sprachraum hat sich der sch-Laut [ʃ] durchgesetzt. im nördlichen Sprachraum [dänisch, norwegisch, schwedisch, zum Teil auch englisch und niederländisch) der stimmlose s-Laut [s]. Beispiele dänisch/norwegisch/schwedisch:
DK/N/SV = Fisch: fisk [fisk], Schloss: slot [slɔt], Stein: sten [stɛ(r)n]
NL = Fisch: vis [fis], Schloss: slot slot [slɔt], Stein: steen [steːn]
GB = Fisch: fish [fiʃ] (gesprochen wie im Hochdeutschen), Stein: stone [stoːn] (gesprochen wie im niederdeutschen Dialekt
Die Wörterlisten von Frau Fremd und Herrn Alt findet ihr hier.
Interessant finde ich auch, dass sich diese „Sprachgrenze“ in den deutschen Dialekten quer durch Deutschland zieht. Beispiele ostfriesisch / bayerisch:
Fisch: hochdeutsch [fiʃ], ostfriesisch [fisk] (Fisk), bayerisch [[fi:ʃ]] (Fiesch)
Schloss: hochdeutsch [ʃlɔs], ostfriesisch [[slœt] (Slött)
Stein: hochdeutsch [[ʃtaɪn], ostfriesisch [ste:n] (Steen), bayerisch [[ʃtoa], (Schtoa)
Im bayerischen dominiert der Sch-Laut häufig auch dann, wenn im hochdeutschen ein stimmloses [s] gesprochen wird. Beispiel:
Wurst, hochdeutsch [vurst], bayerisch [vuaʃt] (Wuascht)
Viele Grüße
Graf Ortho
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