Liebe i-Tüpfeles,
ich bin weder Gräfin noch Graf, gehöre dennoch zum Hofstaat und möchte deshalb eure Frage beantworten. (Eure Anrede bereitet mir jedoch Schwierigkeiten. Ist sie richtig?)
Lasst mich mit "überhaupt" beginnen. Was hört ihr denn in "überhaupt" bzw. in "Haupt an den hervorgehobenen Stellen"? "p", nicht wahr? Beide Wörter werden nicht nur mit "p" geschrieben, sondern auch mit "p" gesprochen. So legt es jedenfalls der Aussprache-Duden fest. (Bei "Herbst" ist das schon schwieriger, weil ihr in diesem Fall ein "b" schreiben müsst, obwohl ihr ein "p" schreibt. Aber vielleicht meint ihr das gar nicht?)
Das Wort wurde im Viehhandel benutzt. Dabei war "houbet" ein Stück Vieh. Und wenn man von "über houbet" spach, meinte man damit eine Zählform: ohne die Köpfe der einzelnen Tiere nochmals zu zählen. Noch im 17. Jahrhundert drückte "überhaupt kaufen bzw. verkaufen" den Gegensatz zu "stückweise kaufen oder verkaufen" aus.
Erst im 18. Jahrhundert setzte sich die heutige Bedeutung durch: "Ich bin insgesamt selten zu Hause." Hier ist die Bedeutung "insgesamt gesehen" erhalten geblieben.
Eure Frage zu „Tod, tödlich und tot“ ist ebenso interessant.
Wenn ein Tier „todkrank“ ist, dann kann diese Krankheit – wird diesem Tier nicht geholfen – zum Tod führen.
Konnte dem Tier nichts und niemand mehr helfen, ist es gestorben. Man kann auch sagen: Das Tier ist tot., denn die Wörter tot und gestorben haben die gleiche Bedeutung.
Ursprünglich ist „tot“ nämlich ein Partizip zu einem germanischen Verb mit der Bedeutung „sterben“: sterben-starb-gestorben.
Aber man war sich mit der Schreibung der Wörter nicht immer einig: Wie sollte man Tod und tot unterscheiden, war doch die Aussprach gleich? Noch 1860, so ein sehr altes Wörterbuch, das aus Leipzig vor mir liegt, schrieb man gestorben so: todt.
Das Wort „tot“ gab es im Wörterbuch nicht. Aber schon 20 Jahre später haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Jetzt findet der Leser in Konrad Dudens Wörterbuch „tot“, aber nicht mehr „todt“.
Es lohnt sich sehr, die Zusammensetzungen mit T/tod- und T/tot- einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Übrigens gehört „todlangweilig“ zu der Dudenliste, die Wörter und Wortverbindungen aufführt, die rechtschriftlich schwierig sind. Viele von ihnen werden im Deutschen oft falsch geschrieben. Die Liste beruht u. a. auf der Auswertung dessen, was Nutzerinnen und Nutzer in die Suche auf duden.de eingeben.
Ihr seht also, dass ihr mit dem Problem nicht allein seid. Aber ihr fragt nach dem Warum! Das ist sehr interessant.
Mit herzlichen Grüßen an euch
ANNEK