Liebes Forum,
auf der Hauptseite der Rechtschreibwerkstatt fand ich Fehler. So ist es ärgerlich, daß der im Original zweiseitige Schriftverbotserlaß hier auf eine Seite zusammnmontiert wurde. Mit Dokumenten-Faksimiles muß man schon genauer umgehen.
Dann die Unterschrift dazu:
Kommentieren:
Interessant ist der in einer Frakturschrift geschriebene Briefkopf. Sollte es Bormann entgangen sein, daß er selbst diese “Judenlettern” verwendete?
Der Briefkopf ist ja gar nicht in der Alt-Schwabacher Schrift, sondern in einer gotischen Frakturschrift. Die Polemik ist daher unsinnig.
Kommentieren:
Interessant ist auch, daß die Schreibmaschinen von Beginn an eine Antiqua-Schrift verwendeten, da es nicht möglich war, Schreibmaschinen mit Fraktur-Schrifttypen herzustellen. Im behördlichen Schriftverkehr wurde damals schon die Antiqua (als Serifenschrift) durchgängig benutzt. Doch das hatte eher technische als ideologische Gründe.
Auch das stimmt nicht, es gab schon damals auch Schreibmaschinen mit Deutscher Frakturschrift, nur haben die einen Nachteil: Weil ja lateinische Zeichen fehlen, konnte man z. B. damit keine römischen Zahlen schreiben, auch Fremdwörter, die ja bei Deutscher Schrift immer in Lateinschrift stehn sollten, konnte man so nicht schreiben. Außerdem sieht Frakturschrift dann nicht gut aus, wenn sie nicht als Proportionalschrift (unterschiedliche Buchstabenbreiten) verwendet werden kann.
Kommentieren:
Auf vielen alten Schildern und in alten Büchern und Zeitungen finden wir eine seltsam verschnörkelte Schrift: die Fraktur, oft auch als gotische oder deutsche Schrift bezeichnet, die früher auch Schwabacher Schrift genannt wurde.
Falsch, die Frakturschrift hat sich nicht aus der Schwabacher Schrift entwickelt, sondern aus gotischen Texturas.
Der Beispieltext für Frakturschrift ist ja eine völlig untypische Ausprägung, fast krakelig. So wurden unsere Bücher wohl höchst selten gedruckt. Außerdem fehlen dort die Ligaturen (ch, ck, ſt, tz, sch tt, ll). Das Lange S (ſ) gibt es auch in der Antiquaschrift.
Kommentieren: Die Fraktur war nie eine Schreibschrift. Wegen der geschwungenen und differenzierten Großbuchstaben wurde sie ausschließlich im Buchdruck verwendet. Das ist der Grund dafür, daß sich in Deutschland parallel und völlig unbeeinflußt von der Buchdruckerschrift, verschiedene Schreibschriften entwickelten.
Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gab es daher zwei Leseschriften: die Schrift der Buchdrucker (Fraktur) und die Handschrift (Sütterlin, Koch).
"Fraktur" ist ein Name, den diejenigen benutzen, die die Bezeichnung "Deutsche Schrift" aus politischen Gründen ablehnen. Tatsächlich gibt es die Deutsche Druckschrift und die dazugehörige Deutsche Schreibschrift, die sich aus der schnell geschriebenen Druckschrift entwickelt hatte. Sütterlin war ein Graphiker, der diese Deutsche Schreibschrift geringfügig vereinfachte, da man sie nicht mehr mit der Feder schrieb, so daß bestimmte Rundungen nun möglich waren. Sütterlin hat auch eine lateinische Schreibschrift gestaltet. Die Deutsche Schreibschrift gab es schon lange vor Sütterlin oder Koch.
Die Deutsche Schreibschrift (in ihrer originalen Form oder in Sütterlins leichten Bearbeitung) ist immer noch Verkehrsschrift in Deutschland, Hans-Jochen Vogel nutzte sie z. B., und die Kultusministerkonferenz in den 60er Jahren entschied, beide Schriften (deutsche und lateinische) als gleichberechtigt zuzulassen. Ich selbst lernte die Deutsche Schreibschrift in der Grunewald-Grundschule in Berlin, auch in der DDR wurde diese Schrift im Unterricht gelehrt. Wenn Schüler sie benutzen, müssen die Lehrer dies akzeptieren, da es eben eine zugelassene Verkehrsschrift ist. Man könnte die Deutsche Schrift gar nicht verbieten, das wäre so, als würde man die Deutsche Sprache verbieten; die eigene Kultur (einschließlich Schrift und Sprache) kann nicht verboten werden, das ist gegen die allgemeinen Menschenrechte.
Mit Grüßen
AvN
(in den Zitaten habe ich das ß wieder eingefügt, dieses "dass" sieht ja furchtbar aus)