Als ich gestern das Wort des Jahres 2015 erfuhr fiel mir gleich eine Geschichte ein, die mir vor einigen Wochen eine Lehrerin in einer Fortbildungspause erzählte.
Ihre Schule liegt in unmittelbarer Nähe von zwei Flüchtlingsunterkünften. Grund genug, einmal mit den Kindern über das Thema „Flucht“ zu sprechen. Was wissen die Kinder über Flüchtlinge? Warum fliehen manche Menschen aus ihrer Heimat? Usw. Die Kinder haben Bilder gemalt, auf einer Landkarte die Herkunftsländer von Flüchtlingen gesucht, Wörter gesammelt und kleine Geschichten geschrieben.
Und dann bekam die Lehrerin folgende kleine Diskussion zwischen einigen Schüler(inne)n mit: (Ich erinnere nicht mehr die Namen der Schüler(innen). Ich habe sie daher für diesen Beitrag frei erfunden.)
Jonas hatte in seiner kleinen Geschichte „Flöchtlinge“ geschrieben. Katrin: „Das heißt nicht ‚Flöchtlinge‘. Das sind ‚Flüchtlinge‘, mit ‚ü‘.“ Jonas: Wieso? Die sind doch geflohen.“ Katrin: „Nee, die sind auf der Flucht.“ Jasmin: „‘geflohen‘ kommt von ‚fliehen‘.“ Jonas: „Dann müssten es ja ‚Fliehlinge‘ heißen.“ Jasmin: „Booo eh! ‚Flucht‘ kommt doch auch von ‚fliehen‘.“ Jonas: „Und wieso heißt es dann nicht ‚Flicht‘ oder ‚Flocht‘?“ Jasmin: „Mann bist du blöd!“
Die Lehrerin fand das gar nicht blöd und hat dann angeregt, der Sache auf den Grund zu gehen. Zum Glück kannte die Lehrerin die Lösung. Auch wenn die Geschichte nur auf Umwegen zu klären war, so haben Graf Orthos Geschichten den Kindern schließlich geholfen, den Zusammenhang zwischen fliehen, geflohen und Flucht herauszufinden.
Schön, dass es zum „Wort des Jahres 2015“ eine passende Geschichte von Graf Ortho gibt, dass diese Lehrerin fragende Kinder gar nicht blöd findet und dass sie die Diskussion zum Anlass genommen hat, die Schüler(innen) zu locken, einer Frage auf den Grund zu gehen. Vielen Dank an die unbekannte Lehrerin aus Österreich.
Viele Grüße
Norbert